Vortragstagung 2024: TA-Luft, Erlösoptimierung, Ringelschwanz und Deckzentrum
Das Jahr 2024 startete mit den gemeinsamen Vortragstagungen der Landwirtschaftskammer NRW und der GFS-Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung eG. In diesem Jahr fanden die Veranstaltungen am 09. Januar in Espelkamp und am 10. Januar in Saerbeck statt. Die Veranstaltung am 11. Januar wurde als Videokonferenz durchgeführt. Trotz der turbulenten Woche war die Vortragsveranstaltung gut besucht. Insgesamt haben rund 300 Personen teilgenommen. Moderiert wurden die Veranstaltungen von Dr. Astrid van Asten, Stefan Sagkob und Dr. Jochen Krieg von der Landwirtschaftskammer in NRW.
Die Referenten (v.l.): Bernd Westerfeld, Karl Werring, Dr. Jochen Krieg, Dr. Meike Friedrichs, Bernhard Feller, Anna Farwick, Christoph Heimann, Stefan Sagkob
Begrüßung und Aktuelles bei der GFS
Nach der Begrüßung durch den Präsidenten der Landwirtschaftskammer, Karl Werring, berichtete die GFS-Geschäftsführerin Dr. Meike Friedrichs über die aktuellen Entwicklungen der GFS. Für das Jahr 2023 konnte die GFS im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 2,5% beim Verkauf von Spermatuben erzielen. Es wurden insgesamt 3,8 Mio. Spermatuben verkauft und ein Umsatz von 19,6 Mio. € erwirtschaftet. Dies ist auf einen Mehrverkauf der Portionen ins Ausland, aber auch auf erhöhte Genetikgebühren und Preisanpassungen für Sperma, Auslieferung und Scannen zurückzuführen. Der aktuelle Eberbestand der GFS liegt bei 2.050 Ebern. Eine Besonderheit in diesem Jahr ist das 30-jährige Scanner-Jubiläum der GFS. Anlässlich des Jubiläums erhält jeder aktive GFS-Scannerbetrieb ein Treibbrett.
Auch bei der Tochterfirma Top-Animal-Service GmbH ist für das Jahr 2023 ein Anstieg um 8% auf 12,9 Mio. € Umsatz zu erfassen. Der Relaunch des Webshops der Top-Animal-Service GmbH führte zu einer verbesserten Nutzbarkeit und Optimierung des Bestellprozesses. Zusätzlich wurde der Produktkatalog der Top-Animal-Service GmbH neu aufgelegt. Das Produktsortiment der Top-Animal-Service GmbH umfasst ca. 4.200 Artikel für die Bereiche Schwein, Rind, Geflügel, Haus und Hof.
TA-Luft: Pflichten und Chancen seitens der Fütterung
Dr. Jochen Krieg, Referent für Schweine-, Geflügel- und Pferdefütterung bei der Landwirtschaftskammer NRW, gab den Zuhörern in seinem Vortrag einen Überblick über die 2021 überarbeitete TA Luft. Mit dem Ziel Ammoniak-Emissionen zu reduzieren, enthält die TA Luft als Neuerung erstmals Vorgaben zu einer maximalen Nährstoffausscheidung von landwirtschaftlichen Nutztieren. Damit sind indirekt Fütterungsvorgaben in der TA Luft enthalten. In seinem Vortrag ging Dr. Krieg auf die damit verbunden Pflichten der Landwirte ein. Diese sind als betreibende Personen zum Nachweis über die Einhaltung der Nährstoffausscheidungen sowie zur Dokumentation der Ausscheidungswerte verpflichtet. Dies gilt für Anlagen, die nach BImSchG, BImschV und IED genehmigt sind. Weiterhin referierte Dr. Jochen Krieg über die Optimierung der Fütterung als eine Möglichkeit zur ebenfalls in der TA Luft geforderten Ammoniakminderung. Mit den Möglichkeiten und Pflichten, die aus der Umsetzung der TA Luft auf Länderebene entstehen beschäftigt sich Herr Dr. Jochen Krieg in verschiedenen Gremien auf Bundes- und Länderebene.
Optimierung der Mastschweineerlöse
Bernd Westerfeld, Spezialberater für Produktionstechnik in der Schweinehaltung, erläuterte den Zuhörern anhand vieler praktischer Beispiele verschiedene Möglichkeiten und Stellschrauben zur Optimierung der Mastschweineerlöse. Ein wesentlicher Faktor hierbei kann u.a. das Futter sein. Hochwertiges, bedarfsgerechtes Futter spielt für das Erzielen der optimalen Schlachtgewichte eine große Rolle. Dabei sollte die Fütterung jedoch stets betriebsindividuell betrachtet und optimiert werden. Zur Verbesserung der Vermarktung der Mastschweine kann aber auch der richtige Zeitpunkt entscheidend sein. Welche Auswirkungen die Ausstallung von Mastschweinen mit Optimalgewichten verglichen mit zu leichten und zu schweren Schweine haben kann, erläuterte Herr Westerfeld anhand vieler verschiedener Betrieben. Das Wiegen der Schweine, regelmäßige Schlachtdatenauswertungen und laufende Auswertung der verschiedenen Durchgänge können als Maßnahme zur schnellen, wenig aufwendigen Optimierung auf dem praktischen Betrieb Anwendung finden. Grundsätzlich empfiehlt Bernd Westerfeld zur Erlösoptimierung den Vermarktungszeitpunkt lieber etwas zu früh als zu spät zu wählen und eher leichtere Schweine als zu schwere Schweine zu vermarkten. Außerdem empfiehlt er den Einsatz geprüfter Eber.
Kupierverzicht: Praxiserfahrungen und Tipps aus dem Nationalen Wissensnetzwerk
Anna Farwick, Projektmanagerin im Bereich Haltung und Tierschutz bei der ISN-Projekt GmbH, berichtete von den Erfahrungen aus dem Projekt Nationales Wissensnetzwerk Kupierverzicht
und erläuterte Tipps, wie der Einstieg in die Haltung von Langschwanz-Tieren gelingen kann. Für den Einstieg sollte die Tiergesundheit stabil sein. Beginnen sollte man mit einer geringen Tierzahl und diese langsam steigern. Für die optimale Haltung von Langschwanz-Tieren hat sich im Projekt eine klare Strukturierung der Bucht als sinnvoll erwiesen. Auch das Stallklima muss beim Kupierverzicht stets im Blick behalten werden. Verschiedene Klimazonen, Außenklima, abgedeckte Liegebereiche oder Mikrosuhlen können helfen. Fehlende Ressourcen bieten viel Konfliktpotential, sodass stets Zugang zu Futter und Wasser gewährt werden sollte. Hier empfiehlt sich ein möglichst enges Tier-Fressplatz-Verhältnis. Auch die Gabe von Raufutter kann sinnvoll sein, denn Raufutter sättigt, beschäftigt und fördert die Darmgesundheit. Die Genetik muss dabei zum jeweiligen Betrieb und den Gegebenheiten passen. Die Körperhaltung der Schweine ermöglicht viele Aufschlüsse über das Wohlbefinden des Tieres. Bei der Haltung unkupierter Tiere spielt der Langschwanz eine große Rolle und sollte stets im Blick behalten werden. Das Schlagen, Hängenlassen und Einziehen des Schwanzes sind akute Warnsignale. Beim Auftreten eines solchen Warnsignals sollten unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, die die Tiere ablenken, um dem Auftreten von Schwanzbeißen vorzubeugen.
Deckzentrum – der Countdown läuft
Bernhard Feller, produktionstechnischer Berater für Ferkelproduktion bei der Landwirtschaftskammer NRW, gab den Zuhörern einen Überblick über die aktuellen Gesetzgebungen für Ferkelerzeuger und die damit verbundenen Fristen. Am 09.02.21 ist die siebte Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung in Kraft getreten. Diese schreibt seitdem mit einer Übergangsfrist von insgesamt 8 Jahren die Gruppenhaltung von Sauen ab dem Absetzen bis eine Woche vor dem Abferkeltermin vor. Ab 2029 ist dann die kurzzeitige Fixierung nur noch zur Rauschekontrolle und Besamung zulässig. Jeder Sau muss dann eine uneingeschränkt nutzbare Bodenfläche von 5 m2 zur Verfügung stehen. Bis zum 09. Februar 2024 muss beim jeweiligen Veterinäramt ein Betriebs- und Umbaukonzept eingereicht werden, damit die Umsetzungsfrist für den Umbau des Deckzentrums auf ein Gruppenhaltungssytem mit 5 m2 Fläche je Sau genutzt werden kann. Ein entsprechender Vordruck ist hier zu finden: www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/technik/haltungsverfahren/deckzentrum.htm Wie der Umbau des vorhandenen Deckzentrums dann gelingen kann, zeigte Herr Feller den Zuhörern anhand vieler praktischer Beispiele.
Das neue Deckzentrum – ein Praktiker berichtet
Christoph Heimann betreibt mit seinem Bruder den Betrieb Familienbetrieb Biobrüder Heimann. Der Betrieb wurde im Jahr 2018 auf ökologischen Landbau nach Bioland-Richtlinien umgestellt. 2020 erfolgte der Neubau des Öko Sauenstalls für 250 Sauen. In seinem Vortrag stellte Christoph Heimann den Sauenstall vor. Hierbei ging er insbesondere auf das Deckzentrum ein. Hierzu gehört ein Fressbereich mit Fressständen, ein Liegebereich und ein Auslauf. Neben dem Deckzentrum stellte Christoph Heimann auch die Abferkelung und die Ferkelaufzucht vor und erläuterte die Besonderheiten des eigenen Betriebs. Zudem ging er auf die Vermarktungsstrategien seiner Bio-Schweine ein. Diese werden z.B. teilweise über den eigenen Hofladen vermarktet.